Der Kleinmachnower Maler und Gründungsmitglied des Kunstvereins „Die Brücke“, Fridolin Frenzel, ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Vereinsvorsitzender Rainer Ehrt mit einem Nachruf.
Frenzel ist tot. Der Maler starb am 6. September im Alter von 88 Jahren in Kleinmachnow. Am 11. Oktober wäre er 89 Jahre alt geworden. Im Rückblick fasste Fridolin Frenzel sein Leben selbst so zusammen: Er habe bisher jeweils rund zwanzig Jahre seines künstlerischen Lebens in Oberbayern, in Berlin und in Kleinmachnow verbracht, wo Familie Frenzel in das Haus des Schwiegervaters, des Brücke-Malers Otto Herbig, zog.
Gründungs- und Ehrenmitglied im Kleinmachnower Kunstverein „Die Brücke“
Was ihn künstlerisch beschäftigte, waren die Personen, die ihm nahe standen, und die Orte, an denen er lebte. In den letzten Jahren beschäftigten ihn die Bäume, unter denen sein Atelier in Kleinmachnowsteht, und die Vögel, die sein Leben dort bereicherten. Die Ausstellung „Vogelbilder“ im Schloss Sacrow 2013 widmete sich auch seinen Kleinmachnower Naturbetrachtungen. „Das war seine Ausstellung, und er war sehr stolz darauf“, sagt Tochter Hanna Frenzel.
Mit Frenzel verliert auch der Kleinmachnower Kunstverein „Die Brücke“ ein Gründungs- und Ehrenmitglied. Der Vorsitzende Rainer Ehrt erinnert an den Maler mit einem sehr persönlichen Blick auf dessen Leben und Schaffen.
Notberufe in der Nachkriegszeit
„Geboren 1930 in Thüringen, erprobte Fridolin Frenzel in der harten Nachkriegszeit in vielfältigen Notberufen, das tägliche Überleben zu sichern; als Landarbeiter, Bergarbeiter, Glasmaler, Straßenbahnschaffner, Lehrer, Buchillustrator. Nach dem katastrophalen Scheitern der deutschen Weltmachtträume kehrten viele gerade noch verfemte deutsche Expressionisten als Lehrer an die Weimarer Hochschule für Baukunst und bildende Künste zurück.
Frenzel war einer ihrer ersten Schüler. Bevor diese Lehrer, darunter sein späterer Schwiegervater Otto Herbig unter umgekehrten Vorzeichen dort wieder unerwünscht waren, konnte für ein kleines Zeitfenster die Freiheit der künstlerischen Auffassung und die Autonomie der Bildsprache vermittelt werden. Und diese Freiheit war es auch, die sich der Maler Frenzel über 60 Schaffensjahre bewahrt hat.
Steter Wandel der Bildsprache
Fridolin Frenzel ging unbeirrt von Markt-Moden seinen künstlerischen Weg – vom thüringischen Flecken Hopfgarten in den Weimarer Zeichensaal über die erzgebirgischen Urangruben hinüber nach Krefeldin die Meisterklasse von Georg Muche, von Frankfurt am Main mit Frau und den zwei Töchtern nach Oberbayern und später ins Westberliner Zweit-Atelier. In einem langen fruchtbaren Künstlerleben wandelte sich seine Bildsprache, aus der Tradition des Bauhauses kommend, von expressiv-malerischen Anfängen zu dramatischen großformatigen Zeichnungen zu einer kühnen malerischen Alters- Bildsprache: Serien von Stadtbildern, Menschenbildern, Fensterbildern, Blumenbildern, Waldbildern.
Stiller Ort zum Malen, Holzschneiden, Lesen, Denken
Schließlich 1996 die Einfahrt in den Kleinmachnower Heimathafen: Ein eigenes puristisches Atelier-Traumhaus am Stadtrand unter alten Kiefern (und ein paar neue hat er übrigens auch noch dazu gepflanzt). Dieses Haus war kein anonymes käufliches Quartier, kein geschmackloses neureiches „Eigenheim“, kein auf Rendite getrimmtes Anlageobjekt, sondern sein eigenster stiller Ort zum Malen, Holzschneiden, Lesen, Denken, Ruhen; ein Ort, den er aber immer auch gern teilte: Mit Gästen, mit den vielfältigen Seiten seines markanten Wesens, mit dem lichtdurchfluteten Tag oder mit dem Mondschein.
Herein und heraus braucht es große Türen: Seine waren meist offen, für seine ungestillte Neugier auf Menschen, für Poesie, Reflexion und Erkenntnis. Auch für den milden südwestlichen oder den kalten nordöstliche Wind, welcher seinem verehrten Dichter Hölderlin am liebsten war, ,weil er feurigen Geist und gute Fahrt verheißet den Schiffern’. – Leb wohl, Fridolin.“
Von Rainer Ehrt