Jochen Partsch. Grußwort zur Ausstellung 2020 der Darmstädter Sezession

Liebe Kunstfreundinnen und –freunde,

willkommen in der Kultur- und Digitalstadt Darmstadt und zur Ausstellung der Darmstädter Sezession in 2020, die dieses Jahr leider nur schriftlich übermittelt werden kann, die aber in einer wunderbaren Präsentation hier im Design-Haus realisiert worden ist.

Hierfür gilt mein ganz herzlicher Dank den beteiligten Künstlerinnen und Künstlern und dem Hessen-Design, das hier wieder einmal ein tolle Bühne für die Kunst in unserer Stadt geschaffen hat

Wir brauchen diese Präsenz! Die Kunst darf und soll sich ja nicht verstecken, auch wenn wir sie im Lockdown zur Zeit als Original schmerzlich vermissen. Ich kann an dieser Stelle auch nur um Verständnis für all die Einschränkungen bitten, die wir derzeit hinnehmen müssen. Die Covid-19-Pandemie lässt uns aber keine andere Wahl.

Gerade deshalb freue mich heute sehr darüber, für die Kunst Flagge zeigen zu können. Nehmen Sie dies auch als Signal dafür, dass wir uns mit öffentlichen Mitteln sehr dafür einsetzen, in Not geratenen Künstlern über die aktuelle Durststrecke hinwegzuhelfen, so gut wir dies eben können.

Welch bedeutende Rolle eine lebendige Kultur für eine Stadt einnimmt, haben bereits vor gut 100 Jahren die Künstlerinnen und Künstler der Darmstädter Sezession unter Beweis gestellt. Ihr Thema war von Beginn an, die kulturelle und gesellschaftliche Debatte in unserer Stadt kreativ und kritisch zu begleiten.

Die Sezession war immer politische Vereinigung, zugleich offen für alle Kunstgattungen. Sie steht seit ihrer Gründung für eine Debatte um die Freiheit der Kunst und damit gleichzeitig als ein Sprachrohr für eine weltoffene, freiheitlichen Gesellschaft.

Schon die Gründung im Jahre 1919 war ein politischer Akt. Es schlossen sich junge und nach damaliger Auffassung „radikale Künstler zusammen, die auf die damaligen reaktionären gesellschaftlichen Verhältnisse reagierten ,

Die Sezessionisten damals hatten verstanden, dass die Erneuerung von Staat und Gesellschaft mit einer Erneuerung der Kultur einhergehen muss.

In eben diese Tradition stellte sich auch die 1945 nach der Nazibarbarei gegründete Neue Darmstädter Sezession. Und in dieser großen Tradition steht auch der „Preis der Sezession“, den sie alljährlich für junge Künstlerinnen und Künstler auslobt und diese damit in ihren Kreis aufnimmt

In diesem Jahr lautete das Thema der Ausschreibung „Kompakt“. Die Künstlerinnen und Künstler waren dazu aufgerufen, im kompakten Format von 20 mal 20 mal 20 Zentimetern eine künstlerische Arbeit zu schaffen, die – so der Ausschreibungstext – „formal und thematisch deutlich zeitgenössisch“ ist und „die Brisanz der gegenwärtigen kulturellen, politischen und auch ökologischen Situation“ widerspiegelt.

Wenn wir uns die Lage unserer Welt heute ansehen, so bietet diese Ausschreibung natürlich eine fast unendliche Vielfalt von Anknüpfungspunkten für Künstlerinnen und Künstler, zugleich aber auch eine schier unlösbare Aufgabe, hierzu verbindliche Antworten zu liefern. Das soll und kann die Kunst auch gar nicht, sie muss unbedingt subjektiv und selektiv sein, das ist ja ein Wesensmerkmal der Kunst.

Deshalbist es hier spannend, zu erleben , was die Künstlerinnen und Künstler aus diesem Thema gemacht haben.

Für ihren beständigen Beitrag zur Auseinandersetzung mit den Herausforderungen unserer Zeit und ihre wegweisende künstlerische Arbeit möchte ich der Darmstädter Sezession nochmals herzlich danken.

Und den Besuchern dieser im Augenblich noch virtuellen Ausstellung wünsche ich jetzt viel Spaß und gute Anregungen an ihren großen und kleinen Bildschirmen.

Ein Beitrag, der gerade in unserer heutigen durch Corona bedrückten Zeit von besonders hoher Bedeutung ist und auch einen Appell an uns alle richtet: Nutzen Sie alle Möglichkeiten, die Menschen zu unterstützen, die uns Kultur und Freizeit schenken, die unsere Welt mit ihrer Kreativität und ihrem Können schöner und lebenswerter machen! Denn damit helfen wir uns selbst.

Ich wünsche Ihnen viel Freude bei Ihrem virtuellen Gang durch die Darmstädter Sezessionsausstellung des Jahres 2020!
Vielen Dank.

Jochen Partsch. Oberbürgermeister Darmstadt.
November 2020

 

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