1977-78
Studium der Romanistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz

1978-82
Studium der bildenden Kunst und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg Universität Mainz

1983-85
Studium an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste, Städelschule Frankfurt am Main (Bildhauerklasse Prof. Michael Croissant)

1986
Reisen durch Wüsten in USA, Mexiko, Marokko

1987/1996
Lehrauftrag an der California-State-University Chico/USA

1998
»Balmoral-Stipendium« des Landes Rheinland-Pfalz

 

 

2009
Wandgestaltung im Büro des Ministerpräsidenten, Staatskanzlei Rheinland-Pfalz, Mainz

2013
Kurator der Ausstellung Embodying Colour in der Kunsthalle Wiesbaden (mit Michael Post)

Preise und Auszeichnungen
1998
„Balmoral-Stipendium“ der Kulturstiftung des Landes Rheinland-Pfalz

1988
1. Preis, Förderpreis junge Künstler der Saar-Ferngas AG, Saarbrücken

1986
Förderpreis des Landes Rheinland-Pfalz

1985
Förderpreis für bildende Künstler der Stadt Mainz

 

Heiner Thiel

38/20/745
ohne Titel / untitled
Aluminium, eloxiert, / aluminum, anodized
S160-2
77 x 57 x 13 cm / 30.3 x 22.4 x 5.1
38/20/747
ohne Titel / untitled
Aluminium, eloxiert, / aluminum, anodized
S140-2
79 x 82 x 12 cm / 31.1 x 32.3 x 4.8
02/21/750
ohne Titel / untitled
Aluminium, eloxiert, / aluminum, anodized
S120-0
74 x 64 x 15 cm / 29 x 25.2 x 5.9
38/20/750
ohne Titel / untitled
Aluminium, eloxiert, / aluminum, anodized
S100-0
75 x 75 x 19 cm / 29.5 x 29.5 x 7.5
03/22/757
ohne Titel / untitled
Aluminium, eloxiert, / aluminum, anodized
C71
64 x 42 x 10 cm / 25.2 x 16.5 x 3.9
____
04/22/758
ohne Titel / untitled
Aluminium, eloxiert, / aluminum, anodized
S170-0
80 x 50 x 13 cm / 31.5 x 19.7 x 5.2 in

Exzerpiert aus dem Text „im Feld der Kugel“ von Prof. Dr. Hans Zitko, in: Werkschau 40 Jahre, Buch zur Ausstellung im Raum Schroth, Museum Wilhelm Morgner, Soest.

… Bereits in der Antike – namentlich bei Platon – galt die Kugel als Zeichen einer umfassenden Totalität; in ihrer regelmäßigen Gestalt schien sie von göttlicher Natur. Dass hier die Welt selbst im Sinne einer umfassenden Ganzheit als kugelförmiger Körper vorgestellt wurde zeigt, wie eng kosmologische und ästhetische Kategorien beieinander lagen. Bis in die frühe Neuzeit halten sich entsprechende Vorstellungen über die Struktur der göttlichen Schöpfung. Im zweiten Band seiner Sphären-Trilogie hat Peter Sloterdijk nicht nur die Geschichte der alten Kosmologie, sondern auch ihre sukzessive Auflösung im Zuge des Aufstiegs der modernen Naturwissenschaft rekonstruiert. Heiner Thiel greift die Kugel im Wissen um diese Zusammenhänge auf; er versucht dabei keinesfalls, die alte, untergegangene Ordnung wieder herzustellen. Der Weg, den er in der Auseinandersetzung mit der Kugel bzw. mit ihren Oberflächensegmenten beschreitet, ist von anderen Überlegungen bestimmt. Um seinen Ansatz zu verstehen, muss man zunächst die Herstellung der Arbeiten betrachten. Zu Beginn der Serie bedient sich der Künstler noch des Stahls, geht dann jedoch bald zu Aluminiumblechen über. Diese Bleche durchlaufen im Anschluss an das Zuschneiden und den Pressvorgang ein bestimmtes Bearbeitungsverfahren: Die konkaven Seiten werden mit Hilfe von Schleifpapier in unterschiedlichen Graden geglättet; dann werden die Platten in einem elektrochemischen Verfahren eloxiert, das heißt die Oberfläche des Aluminiums wird zur Oxydation gebracht. Es entsteht dabei eine dünne Schicht kapillarähnlicher Poren, die sich zur Aufnahme von Farbstoffen eignet. Die Tafeln werden in eine mit Farbsalzen versetzte Flüssigkeit unterschiedlich lange eingetaucht und anschließend versiegelt. Auch die Farbigkeit der Objekte entsteht also in einem technisch-industriellen Prozess und geht nicht aus einem traditionellen Verfahren des Auftragens von Farbe durch Pinsel, Spachtel, Spritzpistole oder anderem Gerät zurück.

Ebenso wie in den vorhergehenden Arbeiten vollzieht sich hier eine Auflösung der Grenzen traditioneller Gattungen oder Medien. Der Künstler nähert sich einmal mehr dem Genre des monochromen Bildes. Die transparenten Farben, die ihre metallenen Träger durchscheinen lassen, nehmen ihnen jede materielle Konsistenz und Härte; an die Stelle eindeutig definierter Objektgrenzen treten diffuse Farbräume von unbestimmter Tiefe. Den auf diese Weise gleichsam entmaterialisierten Flächen kontrastieren die geschliffenen Seitenkanten der Objekte, die das silbrige Aluminium ohne jede Einfärbung darbieten; die Reliefs konfrontieren die Logik des Farbraums mit der stofflichen Solidität plastischer Körper. Man kann bei diesen Reliefs unter anderem an Fernsehschirme denken, die den Blick auf virtuelle Räume jenseits des Realen öffnen. Dass im Verlauf des Fortschreitens der Arbeit an der Serie zunehmend dickere Aluminiumbleche Verwendung finden, dient einer Verstärkung des Kontrastes zwischen dem offen liegenden Metall und den halbtransparenten Farbzonen. Die Entscheidung, die Oberflächen des Metalls mit Hilfe von Farbpigmenten zu dematerialisieren, ist Teil einer Strategie, mit der der Künstler den homogenen metrischen Raum dekonstruiert. Er nähert sich dabei der immanenten Logik visueller Wahrnehmung, die mit den Instrumenten der klassischen Geometrie des Maßes nicht zu fassen ist. Jenseits dieser Geometrie steht bereits das Medium der Farbe, dessen Qualitäten nicht einfach als subalterne Attribute realer Objekte betrachtet werden können. Doch auch die plastischen Gestalten können Eigenschaften im Wahrnehmungsprozess hervorkehren, die von ihren messbaren Korrelaten abweichen. Das Feld der visuellen Anschauung besitzt eine eigene Struktur, die in der Logik der kartesischen Geometrie nicht aufgeht.

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